Bei Trockenheit genügend Futterstroh bergen
Das großflächige Ausbleiben der vage in Aussicht gestellten Regenfälle lässt vielerorts die Gelassenheit bezüglich der Grundfuttervorräte innerhalb kurzer Zeit in große Besorgnis umschwenken.
Erinnerungen an 1976 und 2003 werden wach.Viele Betriebe haben in 2017 größere Grassilage-Vorräte aufbauen können. Diese werden jetzt dringend benötigt und dementsprechend schnell schrumpfen.
Der 1. und 2. Aufwuchs 2018 brachte nach den Aussagen einiger Betriebsleiter durchschnittliche Erträge. Der 3. Aufwuchs scheint mehr oder weniger ein Totalausfall zu werden, es werden gehäuft Säuberungsschnitte gemacht, bevor er komplett vertrocknet ist. Man hofft auf Niederschläge, um dann eventuell einen 4. Aufwuchs in ordentlicher Menge und in „Kuh-Qualität“ ernten zu können.
Die Silomais-Bestände durchlaufen nicht oft eine so ungestörte Jugendphase mit dem entsprechenden Entwicklungsvorsprung wie in 2018. Durch den Wassermangel ist der Vorsprung im wahrsten Sinne des Wortes „in der Sonne zerschmolzen“, die Blühphase steht an, wie die Entwicklung weitergeht entscheidet sich in den nächsten Tagen. Vermutlich ist mit unterdurchschnittlichen Trockenmasse-Erträgen zu rechnen, die Qualitäten wird man später beurteilen können/müssen.
Stand hier und heute werden also Nährstoffe für die Fütterung fehlen. Nährstoffe kann man über Kraftfutter/Einzelkomponenten zukaufen. Viel entscheidender ist, dass „Füllmasse“ für die Fütterung der Tiere fehlen wird, Füllmasse zur Sicherung einer wiederkäuergerechten Schichtung im Pansen und zur Sicherung eines angemessenen Sättigungsgefühls. Der Markt für Komponenten mit „Füllmasse“ und Strukturwirksamkeit ist begrenzt und überschaubar: Biertreber, Pressschnitzel, Luzerneheu sind mehr oder weniger Mosaiksteinchen.
Übrig bleibt Stroh: kurz geschnittenes, sauberes, knochentrockenes Getreidestroh, ohne Pilzsporen, egal von welcher Getreideart. Noch ist die Chance da, sich hier ausreichend zu versorgen, da in den meisten Regionen Hessens aktuell nur die Wintergerste geerntet ist. Aber auch mit den anderen Getreidearten könnte es jetzt sehr schnell gehen. Deshalb schnellstmöglich eine Futter-Vorratsplanung machen und die benötigten Mengen sichern, bevor der Strohhäcksler am Mähdrescher in Aktion tritt. Bei der Planung sollte berücksichtigt werden, dass auch die Stroh-Erträge offenbar nur mäßig ausfallen! Das sich abzeichnende frühe Ernte-Ende auch bei normalerweise späträumenden Früchten (Winterweizen) eröffnet andererseits die ungewöhnliche Option, auch hier über Zwischenfrucht-Anbau zu Futterzwecken nachzudenken. Doch wie sieht es mit Saatgut aus?
Außergewöhnliche Situationen führen zu veränderten Sichtweisen. Die Priorität niedriger Futterkosten weicht hinter die Sicherung der Grundversorgung zurück. Die Ernte von Welschem Weidelgras Ende April/Anfang Mai mit nachfolgendem Silomais-Anbau wird im Mittel der Jahre sicher keinen wesentlich höheren Ertrag an Trockenmasse je Hektar erbringen als ein Silomais ohne Vornutzung. So jedenfalls lauten (durch Wiegungen untermauerte) Aussagen von Betriebsleitern, die dieses Verfahren für ihre Biogas-Anlage praktiziert haben. In normalen Jahren könnte man sich somit diese Arbeit sparen. In speziellen wie diesem allerdings wiegt der Vorteil schwer, zwar auf etwas Trockenmasse-Ertrag bei der Maissilage im Folgeherbst verzichten zu müssen, dafür aber 5 Monate vorher bereits eine „Teil-„Ernte zu haben, um nicht am 10. Juni schon die neue Grassilage des 1. Schnittes anbrechen zu müssen.
Dies sind einige grundsätzliche Gedanken zur Versorgungsseite mit ausreichend Futter mit dem nötigen „Füllcharakter“. Auf der Verbrauchsseite sollte man sich jetzt frühzeitig von Tieren mit einer mäßigen Futtereffizienz trennen, bevor es alle machen und die Preise weiter purzeln.